17.07.2021

„Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (V. 31).

Und damit erteilt uns Jesus eine wertvolle Lektion. Obwohl es ihn freut zu sehen, dass seine Jünger glücklich sind über die durch die Verkündigung bewirkten Wunder, hält er sich nicht mit Komplimenten und Fragen auf, sondern sorgt sich um ihre körperliche und innere Erschöpfung. Er will sie vor einer Gefahr warnen, die auch uns droht: sich von der Hektik des Tuns vereinnahmen zu lassen und in die Falle des Aktivismus zu tappen, wo es nur darum geht, Ergebnisse zu erzielen und absolute Protagonisten zu sein. Wie oft passiert das auch in der Kirche: wir sind immer beschäftigt, hetzen uns ab; denken, dass alles von uns abhängt – und am Ende riskieren wir, Jesus zu vernachlässigen. Deshalb lädt der Herr die Seinen ein, sich eine Weile mit ihm auszuruhen. Es ist nicht nur eine körperliche Ruhe, es ist auch eine Ruhe des Herzens. Denn es reicht nicht, „abzuschalten“; es geht darum, wirklich zur Ruhe zu kommen. Und um das zu tun, müssen wir zum Kern der Dinge zurückkehren: innehalten, still sein, beten, um nicht von der Hektik der Arbeit in die Hektik der Ferien überzugehen. Jesus ist den Bedürfnissen der Menschen nicht ausgewichen – er hat sich jeden Tag vor allem im Gebet zurückgezogen, in der Stille, der innigen Vertrautheit mit dem Vater. Seine liebevolle Aufforderung – ruht ein wenig aus – sollten wir uns immer vor Augen halten: Hüten wir uns vor dem Leistungsstreben, gebieten wir der Hektik Einhalt, die unsere Tagesabläufe diktiert. Lernen wir innezuhalten, das Handy auszuschalten, den Menschen in die Augen zu sehen, die Stille zu pflegen, die Natur zu betrachten, uns im Dialog mit Gott zu regenerieren.

Das Evangelium erzählt uns aber, dass Jesus und die Jünger doch nicht wirklich ausruhen können. Die Menschen finden sie und strömen von überall herbei. Da hat der Herr Mitleid. Und hier kommen wir zum zweiten Aspekt: dem Mitleid. Das ist der Stil Gottes: Nähe, Mitleid und Zärtlichkeit. Wie oft finden wir im Evangelium Stellen, in denen es heißt: Er hatte Mitleid. Jesus ist gerührt, widmet sich dem Volk und nimmt sein Lehren wieder auf (vgl. V. 33-34). Das mag wie ein Widerspruch klingen, ist aber in Wahrheit keiner. Denn nur ein Herz, das sich nicht von der Hektik vereinnahmen lässt, ist fähig, sich rühren zu lassen: ein Herz also, das sich nicht in sich selbst und den zu erledigenden Dingen verliert, sondern die anderen, ihre Not und ihre Bedürfnisse wahrnimmt.

Mitleid wird aus Kontemplation geboren. Wenn wir lernen, wirklich auszuruhen, werden wir zu wahrem Mitgefühl fähig sein; wenn wir einen kontemplativen Blick kultivieren, werden wir unsere Aktivitäten ohne die Raffgier derer verfolgen können, die alles an sich reißen und vereinnahmen wollen; wenn wir mit dem Herrn in Verbindung bleiben und unser Innerstes nicht betäuben, dann werden die Dinge, die wir erledigen müssen, nicht die Kraft haben, uns den Atem zu rauben und uns zu verschlingen. Wir brauchen eine „Ökologie des Herzens“, die aus Ruhe, Kontemplation und Mitgefühl besteht. Lasst uns die Sommerzeit dafür nutzen!